Die Ausstellung „Richtung Paris. Polnische Künstlerinnen aus Bourdelles Atelier“ ist nach „Korsetts ab. Camille Claudel und polnische Bildhauerinnen des 19. Jahrhunderts“ (2023 im Nationalmuseum in Warschau gezeigt) der zweite Teil einer Ausstellungsreihe, die im Rahmen des Forschungsprojekts über Polnische Bildhauerinnen des 19.–20. Jahrhunderts organisiert wird. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Musée Rodin in Paris, dem Musée Camille Claudel in Nogent-sur-Seine und dem Musée Antoine Bourdelle in Paris realisiert.
Anfang des 20. Jahrhunderts lässt sich in Polen bei jungen Frauen ein starkes Interesse an der Bildhauerei beobachten – einer Disziplin, die aufgrund der körperlichen Anstrengung sowie von Staub und Schmutz damals noch als vorwiegend männlich galt. Betrachtet man die Karrieren vieler Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts genauer, so darf ihre Ausbildung nicht außer Acht gelassen werden. 1904 wurde in Warschau Frauen das Studium an der Kunstakademie erlaubt, in Krakau erst im Jahr 1920. Zuvor konnten Künstlerinnen ausschließlich in privaten Schulen und in Künstlerateliers eine Ausbildung erhalten. Dieser Umstand trug massgeblich dazu bei, dass viele von ihnen eine künstlerische Ausbildung im Ausland anstrebten. Seit dem späten 19. Jahrhundert galt Paris als Welthauptstadt der Kunst. Dort war Antoine Bourdelle, Professor an der Académie de la Grande Chaumière, eine der weltweit führenden Bildhauerpersönlichkeiten, zu denen sich viele polnische Künstlerinnen hingezogen fühlten.
Bourdelle war ein aktiver Unterstützer des polnischen Unabhängigkeitskampfes und Schöpfer des Adam-Mickiewicz-Denkmals in Paris – damit eine besonders bedeutende Persönlichkeit für das polnische Volk. Der Bildhauer unterrichtete zahlreiche herausragende Künstlerinnen aus Polen, deren Werk und Erfolge – auch international – in die Kunstgeschichte eingegangen sind, darunter: Jadwiga Bohdanowicz, Janina Broniewska, Luna Drexler, Helena Głogowska, Maria Szczytt-Lednicka, Kazimiera Pajzderska-Małaczyńska, Olga Niewska, Mika Mickun und Zofia Trzcińska-Kamińska. Bourdelle war ein angesehener Bildhauer und Pädagoge, der nicht danach strebte, seine eigene Vision durchzusetzen, sondern zu inspirieren.
Die Ausstellung präsentiert Werke ausgewählter Künstlerinnen – nicht nur Bildhauerinnen – und ihre Verbindung zur Arbeit des Meisters, ihre Suche nach einem persönlichen, individuellen Weg sowie ihre vielfältigen Formen, Materialien und Themen. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Auswahl an Archivfotografien und Dokumenten, die eine Einblick in die Werstatt erlauben.
Projekttyp |
Eingeladener Wettbewerb, abgeschlossen 2025 |
Auftraggeber |
Skulpturenmuseum ihnen. Xawery Dunikowski, Zweigstelle des Nationalmuseums in Warschau |
Projektteam |
Patrycja Okuljar, Antoni Prokop, Anna Rothstein |
Kurator |
Ewa Ziembińska, Alicja Gzowska |
Museumsteam |
Sławomir Tychmanowicz |
Grafikdesign |
SYFON Studio: Filip Tofil, Ula Tofil |
Ausführung |
Nationalmuseum in Warschau |
Fotografien |
Anna Rothstein |